Für
diejenigen, die sich noch an mich erinnern können und für die paar Leute, die
sich wundern: Nein, ich wurde noch nicht erschossen und ich bin auch nicht
beinahe erfroren im Winter. Dennoch kann ich jetzt schon die Wochen, die mir
hier in Amerika bleiben, an einer Hand abzählen. Deshalb dache ich mir, es wäre
an der Zeit, ein Resumé zu ziehen.
Ich besuche
hier die 12. Klasse der Highschool in St. Clair in Missouri in der Nähe von St.
Louis. Eine jede Schule hier bietet verschiedene Aktivitäten und Organisationen
an, um Kontakte zu knüpfen. Die wohl bekannteste amerikanische Aktivität ist
Football. Ich hab zwar nie im Verein der Schule gespielt aber trotzdem spiele
ich es gerne mit meinen Freunden. Für diejenigen, die es interessiert, am
liebsten spiele ich als „Wide Receiver“, wenn wir in der Offensive sind.
Aber
natürlich bietet die Schule auch andere Aktivitäten wie Baseball, Fußball oder
Bogenschießen an. Ich bin Archery beigetreten in der Hoffnung, besser im
Bogenschießen zu werden. Und meine Hoffnungen wurden erfüllt. Letzten Monat war
ich bei der State Championship für Bogenschießen.
In unserer
Schule gibt es drei große Organisationen, die man als Fach wählen kann. „Band“,
die eigentlich keine richtige Organisation ist, aber wie eine behandelt wird,
„FFA“ (Future farmers of America) und „AFJROTC“ (Air Force Junior Reserve
Officer Training Corp).
Ich habe AFJROTC
gewählt. Das Ziel dieser Klasse ist es, den Schüler als guten und produktiven
Bürger zu erziehen und ihn auf das Grundniveau der Grundausbildung im Militär
zu bringen. Dazu gehört sportliches Training jeden Freitag. Manchmal müssen wir
eine Meile auf Zeit rennen. Meine beste Zeit ist 8 Minuten, wenn es jemand
wissen will. Manchmal müssen wir 30 Liegestützen in der Minute machen (ich hab
es in 40 Sekunden hinbekommen) und wenn einer der beiden Unteroffiziere, die
uns unterrichten, bei guter Laune ist, dürfen wir auch einfach Football oder
Basketball spielen. Außerdem wird uns beigebracht, wie man in Formation
marschiert. Jeden Dienstag dürfen wir also auf dem Betonhof hoch und runter
marschieren. Auch ist ein wichtiger Bestandteil dieses Faches, Uniform zu
tragen. Jeden Dienstag müssen wir unsere Kampfuniform tragen und einmal im
Monat tragen wir den Dienstanzug der Air Force. Egal welche Uniform wir tragen,
jeden Mittwoch stehen wir auf dem Betonhof und werden überprüft, ob wir unsere
Uniform nach dem Handbuch tragen, ob unsere Frisur noch kurz genug ist und ob
wir uns rasiert haben. Im Sommer macht das eher weniger Spaß, wenn man im
dicken Dienstanzug bei über 40 °C auf einem Betonhof in Formation stehen muss.
Aber man überlebts und am Ende ist man stolz drauf. Donnerstags lernen wir, wie
sich ein Soldat zu verhalten hat, wenn er von seinen Truppen abgeschnitten
wird. Das heißt, dass wir lernen, wie man einen einfachen Unterschlupf baut,
wie man sich Nahrung und Wasser in extrem heißen und kalten Gebieten beschafft
und wie man sich zu verhalten hat, wenn man vom Feind gefangen genommen wird.
Unsere Abschlussprüfung als Zwölftklässler bestand daraus, dass wir unsere
Kampfuniform tragen mussten, in den Wald gebracht wurden und dort die Nacht
verbringen sollten. Das Einzigste, was wir mit uns führen durften, war ein
Messer und eine Flasche Wasser. Um Mitternacht hat es angefangen zu regnen und
dann hat es sich gezeigt, wie gut unsere Unterschlüpfe waren. Um 6 Uhr morgens
wurden wir von unserem Unteroffizier geweckt, der im Wald rumgegangen ist und
geschrien hat: „Wake up, the enemy is coming“. Unser Feind waren die
Elftklässler. Ihnen wurde bis um 8.30 Uhr Zeit gegeben, uns zu finden. Die
besten Schüler wurden nicht gefunden. Ich hatte natürlich im Unterricht
aufgepasst und wurde nicht gefunden.
Natürlich
stehen denjenigen, die AFJROTC als Fach wählen auch andere Möglichkeiten offen,
wie zum Beispiel „Rocket Club“ „Drill Club“ und „Raider Team“. Ich bin Mitglied
in den ersten Beiden. Im „Drill Club“ sind wir zu verschiedenen Turnieren
gegangen. Manche waren sogar in anderen Bundesländern. So bin ich nach Kansas
und Illinois gekommen. Gewonnen haben wird zwar nichts, aber am Ende war es
sowieso wichtiger Unsinn mit meinen Freunden zu veranstalten.
Den besseren
Schülern steht zudem das „HAGS Program“ (Honors aviation ground school) zur
Verfügung. Ich war einer der fünf Schüler, die die Gelegenheit hatten an diesem
Programm teilzunehmen. Uns wurde in diesem Extrafach zu AFJROTC die Theorie zum
Fliegen eines Flugzeugs beigebracht. Und unsere finale Prüfung bestand darin
auch selbst einmal ein Flugzeug zu fliegen. Und so bin ich an einem schönen
Dienstagmorgen in einer Cessna 150 geflogen. Nachdem wir abgehoben waren,
durfte ich das Steuer übernehmen. Und im Nachhinein muss ich meinem
Unteroffizier rechtgeben. Es ist ziemlich einfach ein Flugzeug zu fliegen.
Rechts ist rechts, links ist links, hoch ist hoch und runter ist tot.
Neben
schulischen Aktivitäten gibt es natürlich auch noch anderes zu tun. Zum
Beispiel zu Footballspielen der Schule gegen andere Schulen zu gehen und dort
mit Freunden noch mehr Unsinn zu veranstalten.
Es gibt fünf
verschiedene Tanzveranstaltungen, die über das Jahr verteilt sind. Die wohl
bekanntesten: „Prom“ und „Homecoming“. Zu letzterem wurde sogar am Tag zuvor
eine Parade veranstaltet, bei der jeder Club und jede Organisation
mitmarschiert ist. AFJROTC hat die Parade mit den Fahnen von den USA und
Missouri angeführt. Die anderen Tanzveranstaltungen sind „Icebreaker“,
„Courtwarming“ und „Military ball“. Letzterer steht nur AFJROTC-Mitgliedern zur
Verfügung.
Andere Dinge,
mit denen man sich hier die Zeit totschlägt, sind mit Freunden durch die Gegend
zu fahren und noch mehr Unsinn zu veranstalten. Mit dem Auto darf man hier
schon ab 16 Jahren fahren.
Natürlich
gehören auch Familienaktivitäten zum Alltag dazu. Eine meiner besten
Erinnerungen mit meiner Gastfamilie war Thanksgiving. Ein Fest, welches wir so
auch in Deutschland einführen sollten. Als Festessen gibt es köstlichen
Truthahn.
Manchmal gehe
ich mit meinem Gastvater auf die Ranch seiner Eltern und wir zählen nach, ob
noch alle Kühe da sind. Im Grunde ist das eine spaßige Angelegenheit, wenn man
gerne draußen ist. Eine andere sehr beliebte Aktivität in den USA ist das Jagen
und Fischen. Ich persönlich war schon ein paar Mal zum Jagen. Ich war beim
Rehjagen, auf der Eichhörnchenjagd und der Truthanjagd. Gesehen habe ich zum
Glück der Rehe, Eichhörnchen und Truthähne nichts. Spaß gemacht hat‘s trotzdem.
Fischen war ich unzählige Male. Es ist auch wieder eine sehr schöne
Angelegenheit, weil man sich für Stunden draußen aufhält.
Verlassen
werde ich Amerika mit viel Wissen, unzähligen neuen Freunden und einem
Versprechen: ich komme wieder.
Liebe Grüße
Pascal