Dienstag, 7. Mai 2019

Greetings from the greatest country in this world and endless landscapes!

Für diejenigen, die sich noch an mich erinnern können und für die paar Leute, die sich wundern: Nein, ich wurde noch nicht erschossen und ich bin auch nicht beinahe erfroren im Winter. Dennoch kann ich jetzt schon die Wochen, die mir hier in Amerika bleiben, an einer Hand abzählen. Deshalb dache ich mir, es wäre an der Zeit, ein Resumé zu ziehen.
Ich besuche hier die 12. Klasse der Highschool in St. Clair in Missouri in der Nähe von St. Louis. Eine jede Schule hier bietet verschiedene Aktivitäten und Organisationen an, um Kontakte zu knüpfen. Die wohl bekannteste amerikanische Aktivität ist Football. Ich hab zwar nie im Verein der Schule gespielt aber trotzdem spiele ich es gerne mit meinen Freunden. Für diejenigen, die es interessiert, am liebsten spiele ich als „Wide Receiver“, wenn wir in der Offensive sind.
Aber natürlich bietet die Schule auch andere Aktivitäten wie Baseball, Fußball oder Bogenschießen an. Ich bin Archery beigetreten in der Hoffnung, besser im Bogenschießen zu werden. Und meine Hoffnungen wurden erfüllt. Letzten Monat war ich bei der State Championship für Bogenschießen.
In unserer Schule gibt es drei große Organisationen, die man als Fach wählen kann. „Band“, die eigentlich keine richtige Organisation ist, aber wie eine behandelt wird, „FFA“ (Future farmers of America) und „AFJROTC“ (Air Force Junior Reserve Officer Training Corp).
Ich habe AFJROTC gewählt. Das Ziel dieser Klasse ist es, den Schüler als guten und produktiven Bürger zu erziehen und ihn auf das Grundniveau der Grundausbildung im Militär zu bringen. Dazu gehört sportliches Training jeden Freitag. Manchmal müssen wir eine Meile auf Zeit rennen. Meine beste Zeit ist 8 Minuten, wenn es jemand wissen will. Manchmal müssen wir 30 Liegestützen in der Minute machen (ich hab es in 40 Sekunden hinbekommen) und wenn einer der beiden Unteroffiziere, die uns unterrichten, bei guter Laune ist, dürfen wir auch einfach Football oder Basketball spielen. Außerdem wird uns beigebracht, wie man in Formation marschiert. Jeden Dienstag dürfen wir also auf dem Betonhof hoch und runter marschieren. Auch ist ein wichtiger Bestandteil dieses Faches, Uniform zu tragen. Jeden Dienstag müssen wir unsere Kampfuniform tragen und einmal im Monat tragen wir den Dienstanzug der Air Force. Egal welche Uniform wir tragen, jeden Mittwoch stehen wir auf dem Betonhof und werden überprüft, ob wir unsere Uniform nach dem Handbuch tragen, ob unsere Frisur noch kurz genug ist und ob wir uns rasiert haben. Im Sommer macht das eher weniger Spaß, wenn man im dicken Dienstanzug bei über 40 °C auf einem Betonhof in Formation stehen muss. Aber man überlebts und am Ende ist man stolz drauf. Donnerstags lernen wir, wie sich ein Soldat zu verhalten hat, wenn er von seinen Truppen abgeschnitten wird. Das heißt, dass wir lernen, wie man einen einfachen Unterschlupf baut, wie man sich Nahrung und Wasser in extrem heißen und kalten Gebieten beschafft und wie man sich zu verhalten hat, wenn man vom Feind gefangen genommen wird. Unsere Abschlussprüfung als Zwölftklässler bestand daraus, dass wir unsere Kampfuniform tragen mussten, in den Wald gebracht wurden und dort die Nacht verbringen sollten. Das Einzigste, was wir mit uns führen durften, war ein Messer und eine Flasche Wasser. Um Mitternacht hat es angefangen zu regnen und dann hat es sich gezeigt, wie gut unsere Unterschlüpfe waren. Um 6 Uhr morgens wurden wir von unserem Unteroffizier geweckt, der im Wald rumgegangen ist und geschrien hat: „Wake up, the enemy is coming“. Unser Feind waren die Elftklässler. Ihnen wurde bis um 8.30 Uhr Zeit gegeben, uns zu finden. Die besten Schüler wurden nicht gefunden. Ich hatte natürlich im Unterricht aufgepasst und wurde nicht gefunden.
Natürlich stehen denjenigen, die AFJROTC als Fach wählen auch andere Möglichkeiten offen, wie zum Beispiel „Rocket Club“ „Drill Club“ und „Raider Team“. Ich bin Mitglied in den ersten Beiden. Im „Drill Club“ sind wir zu verschiedenen Turnieren gegangen. Manche waren sogar in anderen Bundesländern. So bin ich nach Kansas und Illinois gekommen. Gewonnen haben wird zwar nichts, aber am Ende war es sowieso wichtiger Unsinn mit meinen Freunden zu veranstalten.
Den besseren Schülern steht zudem das „HAGS Program“ (Honors aviation ground school) zur Verfügung. Ich war einer der fünf Schüler, die die Gelegenheit hatten an diesem Programm teilzunehmen. Uns wurde in diesem Extrafach zu AFJROTC die Theorie zum Fliegen eines Flugzeugs beigebracht. Und unsere finale Prüfung bestand darin auch selbst einmal ein Flugzeug zu fliegen. Und so bin ich an einem schönen Dienstagmorgen in einer Cessna 150 geflogen. Nachdem wir abgehoben waren, durfte ich das Steuer übernehmen. Und im Nachhinein muss ich meinem Unteroffizier rechtgeben. Es ist ziemlich einfach ein Flugzeug zu fliegen. Rechts ist rechts, links ist links, hoch ist hoch und runter ist tot.
Neben schulischen Aktivitäten gibt es natürlich auch noch anderes zu tun. Zum Beispiel zu Footballspielen der Schule gegen andere Schulen zu gehen und dort mit Freunden noch mehr Unsinn zu veranstalten.
Es gibt fünf verschiedene Tanzveranstaltungen, die über das Jahr verteilt sind. Die wohl bekanntesten: „Prom“ und „Homecoming“. Zu letzterem wurde sogar am Tag zuvor eine Parade veranstaltet, bei der jeder Club und jede Organisation mitmarschiert ist. AFJROTC hat die Parade mit den Fahnen von den USA und Missouri angeführt. Die anderen Tanzveranstaltungen sind „Icebreaker“, „Courtwarming“ und „Military ball“. Letzterer steht nur AFJROTC-Mitgliedern zur Verfügung.
Andere Dinge, mit denen man sich hier die Zeit totschlägt, sind mit Freunden durch die Gegend zu fahren und noch mehr Unsinn zu veranstalten. Mit dem Auto darf man hier schon ab 16 Jahren fahren.
Natürlich gehören auch Familienaktivitäten zum Alltag dazu. Eine meiner besten Erinnerungen mit meiner Gastfamilie war Thanksgiving. Ein Fest, welches wir so auch in Deutschland einführen sollten. Als Festessen gibt es köstlichen Truthahn.
Manchmal gehe ich mit meinem Gastvater auf die Ranch seiner Eltern und wir zählen nach, ob noch alle Kühe da sind. Im Grunde ist das eine spaßige Angelegenheit, wenn man gerne draußen ist. Eine andere sehr beliebte Aktivität in den USA ist das Jagen und Fischen. Ich persönlich war schon ein paar Mal zum Jagen. Ich war beim Rehjagen, auf der Eichhörnchenjagd und der Truthanjagd. Gesehen habe ich zum Glück der Rehe, Eichhörnchen und Truthähne nichts. Spaß gemacht hat‘s trotzdem. Fischen war ich unzählige Male. Es ist auch wieder eine sehr schöne Angelegenheit, weil man sich für Stunden draußen aufhält.
Verlassen werde ich Amerika mit viel Wissen, unzähligen neuen Freunden und einem Versprechen: ich komme wieder.
Liebe Grüße
Pascal


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