Na ja, eine weite Reise haben wir nicht unternommen... Nur
18 Minuten nach unserer Abfahrt in Riesa waren wir bereits angekommen am
Dahlener Bahnhof, einem kleinen verschlafenen Städtchen in der Dahlener Heide.
Dafür war der Weg zur Jugendherberge ganz schön beschwerlich: fast eine Stunde
Fußmarsch bei Regen. Und das Wetter wurde nicht besser. Es regnete mal in
Strömen, mal weniger, mal mehr und hin wieder hatten wir tatsächlich Glück;
dann nieselte es nur. Dafür waren die Unterbringung und das Freizeitangebot ein
Volltreffer.
Wir bezogen die erste Etage der Jugendherberge, die wir für
vier Tage ganz für uns allein hatten, genossen das Essen und die nette
Bewirtung durch die Herbergsleute. Unser Programm war dicht gesteckt. Noch am
Dienstag unternahmen wir eine Waldwanderung, denn der südlichste Ausläufer der
Dahlener Heide beginnt direkt hinter dem Sportplatz der Jugendherberge. Die
zwei Waldpädagoginnen hatten just an diesem Tag ihre Prüfung und so zogen wir
samt Prüfer und Oberförster los. Der Rundgang bot so einige Überraschungen: selbstverständlich
ziemlich viele Bäume, aber auch kleine Kröten, einen wildgewordenen
Ameisenhaufen, ein Schlangenskelett, Wildschweinspuren sowie ein Reh, das durch
das Unterholz brach (und von den meisten gar nicht bemerkt wurde).
Den Mittwoch gingen wir gemütlicher an. Am Vormittag kamen
zwei Korbflechterinnen in die Jugendherberge und weihten uns in die Kunst
dieses alten Handwerks ein. Jeder bastelte ein Körbchen, und alle waren mit
voller Konzentration dabei. Am Nachmittag besuchten uns Reni und Ben, die der
Klasse einige nervenaufreibende Stunden verschafften. O-Ton um 18.00 Uhr:
"Ich bin so was von fertig." Eine Aufgabe war es, alle Schüler der
Klasse über ein dreifach gespanntes Seil zwischen zwei Bäumen zu bugsieren, im
ersten Moment schier unlösbar. Nach sehr viel Schreierei, Tränen und Frust
gelang es schließlich ... und am Ende des Tages war so ziemlich allen klar, was
in der Klasse gut läuft und was noch nicht. Wer glaubt, dass wir uns dann
gemütlich zur Ruhe gebettet hätten, weit gefehlt ... Am Abend ging es noch zu
einer kleinen Nachtwanderung ins Dahlener Schloss, wo uns die weiße Frau und
lebende wie mumifizierte Fledermäuse erwarteten. Zwei ältere Herren führten uns
durch das mit großem Aufwand und Mühe sanierte Gebäude, das vor einigen Jahren
einem verheerenden Feuer anheimgefallen war. Mit der Taschenlampe ging es
wieder zurück und alle fielen mehr oder weniger müde ins Bett.
Versteht sich von selbst, dass wir da den Donnerstag
gemütlicher angingen. Während ein Teil der Schüler den Vormittag in der
Jugendherberge vertrödelte und eine kleine, aber geheimnisvolle Schnitzeljagd
vorbereitete, waren andere in den Vier Wänden nicht zu halten. Trotz Regen
unternahmen sie einen kleinen Waldausflug, entdeckten Wolfsspuren und bauten
schließlich aus Naturmaterialien zwei imposante Segelboote. Nach dem
Mittagessen ging es auf den Ökobauernhof Luppa. Die uralten Schweine-, Schaf-
und Hühnerrassen faszinierten, aber der wirkliche Renner waren ein Wurf junger
Katzen, den am liebsten alle mitgenommen hätten. Ein kleiner Ausflug auf dem
Pferderücken rundete auch diesen erlebnisreichen Tag ab. Voller Energie ging es
dann am Abend für einige noch auf die heimische Bowlingbahn, bis ..., ja bis
Kiara verschwand... Nachdem klar war, dass wir nicht die Polizei informieren
müssen, wurde die Klasse in Reimform von Rätsel zu Rätsel geführt, im Dunkeln
und, wer die Klasse 5 kennt, selbstverständlich im Dauerlauf und unter riesiger
Aufregung. Kiara war natürlich nichts passiert und so konnten wir am Freitag
alle - bei voller Gesundheit - wieder die Heimreise antreten.
Mit einem Wort: Dahlen ist wirklich empfehlenswert ...
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