In großen
Druckbuchstaben stand geschrieben:
"Wir weinen um sie und werden unsere Wege weitergehen. Sie ist nicht
mehr da und ist doch ganz nah bei uns. In vielen Momenten werden wir an sie
erinnert. Somit wird sie immer in unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen und
in unseren Herzen sein. Da hat sie nun einen Platz, jetzt wo es zu spät ist.“
Unter diesen Zeilen fand man Kommentare. Einer davon war,
wie folgt:
„ Und auf einmal war sie nicht mehr da, erst viel zu spät
wurde uns bewusst, was uns zu verlieren drohte. Tag ein, Tag aus haben wir sie
besucht. Oft haben wir über sie gemeckert, keine Acht auf sie gegeben, sie
behandelt, als wäre sie die Hölle persönlich. Am liebsten wöllte ich die Zeit
zurück drehen, man merkt erst das was man hatte, wenn es plötzlich
verschwindet“
In dieser Todesanzeige geht es nicht, um eine Person,
sondern um eine Schule.
Diese Schule wurde von vielen Schülern und Lehrern besucht,
es war eine Bildungs- und Arbeitsstätte. Doch jetzt ist sie nur noch Schutt und
Asche. Und wieso?
Nein, es kam kein Kran und zerstörte diese, es war allein
das Handeln der dort lebenden Menschen.
Keiner hat sich um diese Schule gekümmert. Es wurde mit der
Ausrüstung umgegangen, als wären es Ein-Euro-Artikel. Störte ja auch keinen,
niemand musste es aus eigener Tasche bezahlen.
Die Türen und Fenster wurden zu gedonnert, es wurde daran
gezogen, kurz gesagt: Es wurde damit alles andere gemacht, als sie für bestimmt
ist.
Aufgrund fehlenden Engagement musste die Schule geschlossen
werden. Von heut auf morgen war die Schule zu. Über 1000 Schüler mussten sich
eine neue Schule suchen, mitten im Schuljahr. Egal, ob gerade erst in die
fünfte Klasse gekommen oder mitten in der Abiturzeit. Zahlreiche Lehrer waren
nun ohne Job. Von heut auf morgen breitete sich Stille in der Umgebung aus und
allen wurde bewusst, wie vergänglich alles Leben ist, und ja – auch eine
Schule.
Und im Nachhinein wurde von vielen gesagt: „Wir werden sie
nicht vergessen, denn wir sind immer dankbar, dass wir sie hatten.“
Schulzeit ist doch etwas Schönes. Ich meine denkt doch alle
mal kurz zurück. An Momenten im Unterricht, wo alle einmal kräftig lachen
mussten. Oder an die Klassenfahrten, keiner kann mir erzählen, dass es nicht
eine Situation gibt, die unvergesslich ist. Wie habt ihr euch gefühlt, als ihr
eingeschult wurdet? Sei es in die Grundschule oder in diese Schule? Denkt
einmal daran, welche Freunde ihr jetzt nicht hättet, wenn ihr nicht in die
Schule gehen würdet. Dreht euch mal nach Links und Rechts. Zu 70% sitzt da
jemand, mit dem die Schullaufbahn nur halb so schön wäre. Das sind doch
Begegnungen für die man dankbar ist.
Wenn ihr durch dieses Schulhaus geht, fühlt ihr euch dann
wohl? Habt ihr manchmal Momente, auch wenn es nur ein kurzer Moment ist, wo ihr
euch so denkt, naja eigentlich ist es doch schön wieder in die Schule zu gehen.
´
Ich möchte hier nichts schön reden. Ich möchte die Wahrheit
sagen.
Ich weiß, dass es viele Momente gibt, in denen man sich
denkt, oh Gott nervt dieser Vertretungsplan, oder die Klasse, der eine oder
andere Mitschüler oder ein Lehrer. JA es gibt auch Momente, da wird man von
Tests, Hausaufgaben oder Korrekturen, Teamsitzungen und Elterngesprächen
überschüttet.
Doch was würdet ihr denken, wenn euch die Nachricht
erreicht:
Die Schule ist ab Morgen geschlossen.
Juhu – ja das wäre vielleicht der erste Gedanke, doch ich
kann euch versichern, der bleibt nur so lange, bis euch die Realität einholt.
Inder euch klar wird, ich muss Schule wechseln und das schnellstmöglich. Ich
muss mich jetzt in eine gänzlich neue Klasse einfinden, mein Sitznachbar ist
nicht mehr mein Sitznachbar, und meine Lehrer sind gar nicht mehr meine Lehrer.
DU musst dich anpassen. An ein gänzlich neues Schulsystem, an ein neues Leben.
Der Mensch ist ein Gewohnheits- tier, deswegen frage ich mich, wäre das für euch
so leicht?
Vor ein paar Tagen war eine Schulklasse aus Bayern bei uns.
Sie wollten sich anschauen, wie hier gelernt und gelebt wird. Wieso?
Weil sie in einer sehr kahlen und alten Schule lernen. Die
Lehrer stehen schon prinzipiell über den Schülern. Wenn also eine so breite
Tür, wie unsere sie sind offen ist und ein Lehrer und Schüler gleichzeitig
durch gehen, so wird der Schüler angepöbelt, was ihn denn einfällt, dass er
nicht stehen bleibt und wartet, bis der Lehrer durch gegangen ist. Vom
Unterricht möchte ich erst gar nicht anfangen, der Lehrer kommt hinein, betet
etwas vor, wenn er überhaupt in der Lage dazu ist versteht sich und geht
wieder. In der 11. Klasse kein Mathe oder Deutschunterricht? Interessiert
keinen! Ob jemand überhaupt einen Abschluss schafft, interessiert auch keinen.
Somit bin ich froh und sehr Stolz, dass wir in dieser
Konsultation vom Gegenteil reden konnten. Wir haben ihnen selbstverständlich
über unser Schulleben erzählt, Projektwochen, Raumgestaltung, Herausforderung,
Verantworten usw. Das alles waren Dingen, die sie sich noch nicht einmal
erträumen konnten.
Doch damit dies auch so bleibt, dass unsere Schule weiterhin
bestehen kann, dass wir weiterhin so leben und lernen können, das geschieht
nicht von allein. Dafür brauchen wir, von jedem einzelnen Schüler die Hilfe.
Deine Hilfe!
Im folgenden wurden Plakate
ausgeteilt, auf denen Bäume gezeichnet sind. Die Schüler haben die Aufgabe, auf
dieses Plakat zu schreiben, was sie dieses Jahr für unsere Schule machen
möchten. Sei es den Posten als Klassensprecher verantwortungsbewusst zu
bewältigen oder sich gegenseitig zu helfen, wenn der eine etwas nicht versteht.
Diese Bäume werden an die Klassentüren geheftet, sodass alle die Ziele lesen
und nachvollziehen können.
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