Donnerstag, 25. Oktober 2018

Pirna-Sonnenstein





Eigentlich macht der Name dieser ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt einen freundlichen, sympatischen und offenen Eindruck. 

Doch nur vereinzelte Menschen wussten, dass es in der Zeit des Nationalsozialismus eine Tötungsanstalt war. 1811 wurde die Krankenhausanstalt erbaut und kümmerte sich vorwiegend um psychisch kranke und behinderte Menschen. Doch im Jahr 1940-1941 vergaste man dort im Rahmen der ”Euthanasie” über 14.700 Menschen und ließ von dort aus wöchentlich Menschen in die grauen Busse der Aktion ”T4” einsteigen, um laut der Ideologie der Nationalsozialisten ”unwertes Leben” zu entfernen.

Auch auf mich machte die heutige Gedenkstätte einen schönen Eindruck, doch ich wusste bereits, was hier damals geschah. Deshalb fand ich es suspekt, dass es dort heute noch eine Behindertenwerkstatt gibt.

Am meisten bedrückte es mich, als wir nach einer Powerpoint-Vorstellung den Keller des Gebäudes betraten. An der Wand des Gedenkraumes hing eine große Tafel mit Namen der Verstorbenen.
Dann gingen wir in den ”Vorbereitungsraum”, in dem sich die Menschen entkleiden sollten, bevor es zu den vermeintlichen Duschen in die tatsächliche Gaskammer ging.
In diesem Vorbereitungsraum standen kleine Tafeln mit Lebensgeschichten und Bildern ausgewählter Opfer.
Der nächste Raum, den wir betraten, war dann die Gaskammer.
Eine gedrückte Stimmung und Ruhe machte sich im Raum breit. Der Boden des Raumes war noch original und mir lief ein Schauer über den Rüchen, als mir bewusst wurde, wie viele unschuldige Menschen hier grausam getötet wurden.
Wir sahen die Lagerhalle der Leichen und das Krematorium, wo auch Dinge wie Schmuck oder Knöpfe von Personen ausgestellt wurden. Ich war froh, diesen Keller lebend wieder verlassen zu können…
Vertiefend dazu und zu dem Vortrag am Anfang machten wir noch verschiedene Aufgaben in Kleingruppen in Verbindung mit der Ausstellung, wo viele verschiedene Sachen wie z.B. Geschichten der Opfer oder alte Bücher, die von der Definition ”unwerten Lebens” erzählen, ausgestellt waren.

Insgesamt war es eine sehr interessante Exkursion, die einem wirklich die Möglichkeit gab, zu trauern und mitzufühlen.


Nena Linke







Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein



Die Heil- und Pflegeanstalt Pirna Sonnenstein wurde am 08. Juli 1811 unter der Leitung von Doktor Ernst Pienitz gegründet. Sie war einer der ersten großen und bedeutenden Psychiatrien und zudem in ganz in Europa bekannt. Sie erlangte ihr Ansehen durch neue und vor allem erfolgreiche Methoden zur Heilung.


1933 übernahmen Nationalsozialisten die Leitung von Pirna-Sonnenstein. Sie verwirklichten ihre „Ideologie”, indem sie die Heilungsprozesse einschränkten, alle Behinderte zwangssterilisierten und sie strengstens überwachten.

1940 wurde in einem der Gebäude die heute bekannte Tötungsanstalt mit einer als Waschraum getarnten Gaskammer, einer Leichenhalle und einem Krematorium eingerichtet. Im Juni desselben Jahres ging sie in Betrieb. Patienten wurden in den grauen Bussen auf die Anstalt gebracht und strikt nach Frauen und Männern getrennt. Danach wurden immer jeweils 20-30 Menschen in die Gaskammer geführt, welche durch Duschköpfe relativ echt wirkte. Nach dem Verriegeln der Tür wurde das Kohlenstoffmonoxid eingeleitet, sodass die Betroffen nach etwa 20 min alle tot am Boden lagen. Nachdem der Raum entlüftet wurde, schaffte man die Leichen in den Nebenraum, um sie dort zwischen zu lagern. Anschließend wurden sie in einen der beiden Öfen gebracht und verbrannt. Die Asche wurde meist sofort auf den Abhang hinter der Anstalt geschüttet. Wenn die Angehörigen der Opfer die Asche wollten, bekamen sie meist wahllos etwas Asche gemäß dem Gewicht der Person.

Aufgrund der Unsicherheit bezüglich der innenpolitischen Unruhe stoppte Adolf Hitler die Aktion „T4“, wodurch auch die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein aufgelöst wurde. Um die Spuren zu vertuschen, bauten die Nazis damals alle möglichen Beweise ab.

So starben in den Jahren 1940-41 etwa 13720 geistig und körperlich behinderte Menschen sowie etwa 1031 Häftlinge aus Konzentrationslagern.

Das Areal wurde weiterhin als Schule oder Lazarett währe des weiteren Verlaufs des Zweiten Weltkrieges genutzt.


Erst 1989 wurde begonnen, aufgrund der Interessen einiger Bürger, eine Gedenkstätte zu errichten. Am 01. September fand dann anschließend die erste Ausstellung anlässlich des 50. Jahrestages der Euthanasie. Im Verlauf der nächsten Jahre wurden weitere Untersuchungen angestellt, um die Gaskammer und das Krematorium zu rekonstruieren. Im Jahre 2000 wurde die Gedenkstätte eröffnet und ist seitdem dauerhaft besuchbar

Nicolas Nitzsche 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen