Eigentlich
macht der Name dieser ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt einen freundlichen,
sympatischen und offenen Eindruck.
Doch
nur vereinzelte Menschen wussten, dass es in der Zeit des
Nationalsozialismus eine Tötungsanstalt war. 1811 wurde die Krankenhausanstalt
erbaut und kümmerte sich vorwiegend um psychisch kranke und behinderte Menschen. Doch im Jahr 1940-1941 vergaste man dort im Rahmen der ”Euthanasie”
über 14.700 Menschen und ließ von dort aus wöchentlich Menschen in die
grauen Busse der Aktion ”T4” einsteigen, um laut der Ideologie der
Nationalsozialisten ”unwertes Leben” zu entfernen.
Auch
auf mich machte die heutige Gedenkstätte einen schönen Eindruck, doch ich
wusste bereits, was hier damals geschah. Deshalb fand ich es suspekt, dass
es dort heute noch eine Behindertenwerkstatt gibt.
Am
meisten bedrückte es mich, als wir nach einer Powerpoint-Vorstellung den
Keller des Gebäudes betraten. An der Wand des Gedenkraumes hing eine große
Tafel mit Namen der Verstorbenen.
Dann
gingen wir in den ”Vorbereitungsraum”, in dem sich die Menschen entkleiden
sollten, bevor es zu den vermeintlichen Duschen in die tatsächliche Gaskammer
ging.
In
diesem Vorbereitungsraum standen kleine Tafeln mit Lebensgeschichten und
Bildern ausgewählter Opfer.
Der
nächste Raum, den wir betraten, war dann die Gaskammer.
Eine
gedrückte Stimmung und Ruhe machte sich im Raum breit. Der Boden des Raumes war
noch original und mir lief ein Schauer über den Rüchen, als mir bewusst wurde,
wie viele unschuldige Menschen hier grausam getötet wurden.
Wir
sahen die Lagerhalle der Leichen und das Krematorium, wo auch Dinge wie
Schmuck oder Knöpfe von Personen ausgestellt wurden. Ich war froh, diesen
Keller lebend wieder verlassen zu können…
Vertiefend
dazu und zu dem Vortrag am Anfang machten wir noch verschiedene Aufgaben in Kleingruppen in Verbindung mit der Ausstellung, wo viele verschiedene Sachen
wie z.B. Geschichten der Opfer oder alte Bücher, die von der Definition
”unwerten Lebens” erzählen, ausgestellt waren.
Insgesamt
war es eine sehr interessante Exkursion, die einem wirklich die Möglichkeit
gab, zu trauern und mitzufühlen.
Nena Linke
Heil- und Pflegeanstalt
Pirna-Sonnenstein
Die Heil- und
Pflegeanstalt Pirna Sonnenstein wurde am 08. Juli 1811 unter der Leitung von
Doktor Ernst Pienitz gegründet. Sie war einer der ersten großen und bedeutenden
Psychiatrien und zudem in ganz in Europa bekannt. Sie erlangte ihr Ansehen
durch neue und vor allem erfolgreiche Methoden zur Heilung.
1933 übernahmen Nationalsozialisten die Leitung von Pirna-Sonnenstein. Sie
verwirklichten ihre „Ideologie”, indem sie die
Heilungsprozesse einschränkten, alle Behinderte zwangssterilisierten und sie
strengstens überwachten.
1940 wurde in einem der Gebäude die heute bekannte
Tötungsanstalt mit einer als Waschraum getarnten Gaskammer, einer Leichenhalle
und einem Krematorium eingerichtet. Im Juni desselben Jahres ging sie in
Betrieb. Patienten wurden in den grauen Bussen auf die Anstalt gebracht und
strikt nach Frauen und Männern getrennt. Danach wurden immer jeweils 20-30
Menschen in die Gaskammer geführt, welche durch Duschköpfe relativ echt wirkte.
Nach dem Verriegeln der Tür wurde das Kohlenstoffmonoxid eingeleitet, sodass
die Betroffen nach etwa 20 min alle tot am Boden lagen. Nachdem der Raum entlüftet wurde, schaffte man die Leichen
in den Nebenraum, um sie dort zwischen zu lagern. Anschließend wurden sie in
einen der beiden Öfen gebracht und verbrannt. Die Asche wurde meist sofort auf
den Abhang hinter der Anstalt geschüttet. Wenn die Angehörigen der Opfer die
Asche wollten, bekamen sie meist wahllos etwas Asche gemäß dem Gewicht der
Person.
Aufgrund der Unsicherheit bezüglich der innenpolitischen Unruhe stoppte Adolf
Hitler die Aktion „T4“, wodurch auch die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein
aufgelöst wurde. Um die Spuren zu vertuschen, bauten die Nazis damals alle
möglichen Beweise ab.
So starben in den Jahren
1940-41 etwa 13720 geistig und körperlich behinderte Menschen sowie etwa 1031
Häftlinge aus Konzentrationslagern.
Das Areal wurde weiterhin
als Schule oder Lazarett währe des weiteren Verlaufs des Zweiten Weltkrieges
genutzt.
Erst 1989 wurde begonnen, aufgrund der Interessen einiger Bürger, eine Gedenkstätte zu errichten. Am 01.
September fand dann anschließend die erste
Ausstellung anlässlich des 50. Jahrestages der Euthanasie. Im Verlauf der
nächsten Jahre wurden weitere Untersuchungen angestellt, um die Gaskammer und
das Krematorium zu rekonstruieren. Im Jahre 2000 wurde die Gedenkstätte
eröffnet und ist seitdem dauerhaft besuchbar
Nicolas Nitzsche
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